Bereits im Jahr 1927 wurde schon feste auf das 25 jährige Jubiläum des Vereins hingearbeitet. Am Vorabend der Jubiläumsfeier zeigten Pfarrer Marstaller und Schultheiß Kaag Lichtbilder aus der Vereinsgeschichte, es erhielten Julius Holzhäuer und Otto Hasenauer die Ehrenurkunde für 25 jährige Mitgliedschaft.
Am Sonntag im Mai 1928 war um 9:00 Uhr Kirchgang und Fototermin. Um 14:00 Uhr bewegte sich der Festzug mit der Musikkapelle Großglattbach und 9 Gastvereinen durch den Ort. Nach dem Begrüßungschor der Eintracht sprachen Vorstand Matthäus Kaag, Schultheiß Wilhelm Kaag und der Gauvorsitzende. Als bleibende Erinnerung sei die Ausschmückung des Orts erwähnt, man hat 100 Tannen gekauft um das Jubiläum zu verschönern. Am Montag war noch Kinderfest, natürlich mit Getränk und Wurst für die Kinder.
Im Jubiläumsjahr konnte der Verein beim Sängertreffen einen ersten Preis in Vaihingen erringen. Auch beim Gausängertreffen am 1. Juli 1928 hatte der Chor einen beachtlichen 2. Platz erreicht.
Im Jahr 1929 diskutierte man heiß um den Besuch der Chorprobe und ums liebe Geld. Im Jahr 1930 besuchte man mit dem Lastwagen der Schwanenbrauerei Vaihingen das Gauliederfest in Caimbach. Trotz Regen holte man einen 1. Preis, doch der Chorleiter Rieth war mit seinen Mannen nicht zufrieden, er bemängelte den schlechten Probenbesuch. Die Finanzierung des Chorleiters wurde zum Problem, er forderte 8 RM pro Singstunde anstatt 5 RM wie bisher. Dem wurde stattgegeben, jedoch die Singstunden auf 25 pro Jahr reduziert.
Im Jahr 1931 wurde eine wichtige Entscheidung getroffen. Am 6. September 1931 erfolgte der Umzug vom seitherigen Vereinslokal Krone in das Gasthaus zum Ochsen.
Im Jahr 1932 gab es keine besonderen Ereignisse, lediglich der Beitrag wurde von 3 RM auf 2,40 RM reduziert. Es wurde auch beschlossen, dass der Chor mindestens 1 mal pro Vierteljahr in der Kirche singt.
Der Sängerbund Vaihingen feiert am 18. Juni 1932 sein 100 jähriges Jubiläum, dazu war die Eintracht Aurich herzlich eingeladen. Am 25. Juni 1933 besuchte man das Gausingfest des Strohgäu-Sängerbundes in Weissach. Man holte einen 1. Preis und den ehemaligen Aurichern Matthäus Kilpper und Gottlieb Messerschmid wurde ein Ständchen gesungen.
Das dritte Reich
Am 22. Oktober 1933 wurde der Verein durch die nun herrschende Partei „gleichgeschaltet“. Man kann heute sagen, die demokratische Führung des Vereins wurde durch einen parteitreuen Stützpunktleiter ersetzt. Man musste von nun an Maikundgebungen besuchen und Lieder singen, die nicht im Sinne eines Gesangvereins waren.
Im Jahr 1934 war eine Sternwanderung vieler Sänger nach Nußdorf, daran hatten sich auch die Auricher beteiligt.
Das 33. schwäbische Sängerfest in Heilbronn wurde von 7 Auricher Sängern besucht. Es war ein Erlebnis, einen Fahnenaufmarsch von 3 km Länge zu erleben. Im Juli 1935 besuchte der Chor das Liederfest in Neuenbürg. Durch einen großen Irrtum hatte man in Vaihingen/Nord keine Fahrkarten gekauft und so mussten sie als „Schwarzfahrer“ mit dem Zug nach Neuenbürg. Man hat in Neuenbürg kräftig Frühschoppen gefeiert und das Mittagessen wurde in einer Scheune eingenommen. Man hat dort den Schweinestall mit Tannenreissig abgedeckt, aber das Schwein verriet sich mit kräftigem Grunzen.
Am 22. April 1937 hat Herr Schüle aus Vaihingen den Chor übernommen, wenige Wochen später haben die Sänger einen Preis mit der Note „sehr gut“ mit nach Hause gebracht.
Im Jahr 1938 besuchte der Chor seinen ehemaligen Chorleiter Rieth in Sulzgries. Der Ausflug wurde gemeinsam mit der Feuerwehr in einem alten, klapprigen Bus gemacht. Es wurde trotzdem ein wunderschöner Tag, man sang viele Lieder und freute sich beim Wiedersehen.
Bei der Hauptversammlung 1939 wurde beschlossen, dass jedem Sänger zum 50., 60. und 70. Geburtstag ein Ständchen gesungen wird.
Nach einer langen Pause veranstaltete der Gesangverein Eintracht Aurich wieder ein Chorkonzert im Ochsensaal. Dasselbe wurde gut besucht, fand viel Beifall, auch eine Abordnung des Enzgaus bestätigte dem Chor ein sehr gutes Konzert. Das 75 jährige Jubiläum vom Liederkranz Roßwag hat auch den Chor veranlasst, dort zu singen. Die Roßwager sagten damals, die Auricher erinnerten uns heute wieder an frühere Zeiten.
Der zweite Weltkrieg
Der September 1939 hat alles verändert, der scheußliche Krieg begann. Alle waren betroffen, fröhliche Lieder verstummten, Kampflieder wurden angestimmt.
Im Jahr 1940 gab es eine Hauptversammlung, der Besuch war dürftig, das Notwendige war bald besprochen.
Bis zum Jahr 1944 ruhte das Vereinsleben total. Am 2. Januar 1944 hatte der Chor gemeinsam mit dem Liederkranz Enzweihingen die Trauerfeier des Vereinsvorsitzenden Karl Oehler gestaltet.
Da Chorleiter Schüle gerade Fronturlaub hatte, war man einigermaßen singfähig. Am 8. Januar 1944 wurde Herr Schüle in der „Krone“ wieder an die Front verabschiedet. Es wurden Lebensmittel und Fleischmarken gesammelt und Herrn Schüle mitgegeben, er bedankte sich herzlich dafür.
Am 7. Juni veranstaltete der Verein einen Kameradschafisabend für einige Sänger im Heimaturlaub. Man vergaß für einige Stunden den Ernst des Alltags. Der damalige Schriftführer hatte bei seinem Bericht mitten im Satz aufgehört zu schreiben. Es wurde dramatisch, der Krieg war beinahe zu Ende.
Im Jahr 1945 gings in Aurich nochmals richtig zur Sache. Die Franzosen marschierten ein, die deutschen Soldaten hielten eine Front in Nußdorf. Es wurde geschossen, einige Häuser brannten ab. Im Ochsensaal wurde der Schrank des Vereins aufgebrochen, alles wurde auf dem Boden verteilt und die Fahne wurde als Schuhputzer verwendet.
Unserem Sänger Paul Besserer ist es gelungen, die Fahne zu retten. Er hat sie unter den Arm geklemmt und unter Lebensgefahr zum Keller unter dem Pfarrhaus gebracht, wo sich ein großer Teil der Anwohner aufhielt.
Die Nachkriegszeit
Im Frühjahr 1946 begann die neue Zeit „nach dem Krieg“ für den Verein. Am 27. April 1947 wurden die Singstunden wieder aufgenommen.
Am 18. Oktober 1947 fand eine außerordentliche Generalversammlung statt. Der Gesamtvorstand unter der Leitung von Karl Roller, begann den Verein wieder aufzubauen.
Am 6. November 1947 leitet Walter Schüle seine letzte Singstunde in Aurich, Rektor Ludwig Stingel aus Vaihingen übernahm danach den Chor. Er brachte neue Ideen, gründete einen Frauenchor. Es gab ein Grummeln im Verein, aber im Frühjahr wurde ein Konzert im Ochsensaal gegeben. Der Männerchor, der gemischte Chor und der Frauenchor zeigten was sie können. Es war ein großer Erfolg, den auch die Vaihinger Kreiszeitung bestätigte. Der neue Chorleiter war sehr ehrgeizig, beim 110 jährigen Jubiläum des MGV Knittlingen war der Männerchor und der gemischte Chor zum Wertungssingen angetreten. Es gab eine Uberraschung, der Männerchor errang ein „befriedigend“ und der gemischte Chor ein „hervorragend“. Das war der Anfang eines gemischten Chores, der bis heute viel geleistet hat.
Am 20. Mai 1951 hat der Chor die schwäbische Alb aufgesucht und im Heimatort von Herrn Stingel, in Dürrwong, einige Lieder vor seinem Elternhaus gesungen.
Im Jahr 1951 war man beim Fahnenjubiläum in Schützingen, beim 75 jährigen Jubiläum in Oberriexingen, beim 90 jährigen Jubiläum in Wurmberg und beim Fahnenjubiläum in Riet. Die Fahrten wurden mit dem sogenannten “Motorsturm“ gemacht. Das war ein alter Armee-Lastwagen von Willi Gutbrod.
Die Weihnachtsfeier 1951 hatte einen Höhepunkt. Solistin Annemarie Bätzner und unser Sänger Willi Maier sangen „Schenkt man sich Rosen in Tirol“.